Dienstag, 8. Juni 2021

Bärendienst

21 mörderische Geschichten

Wer wie ich ein gespaltenes Verhältnis zur Jägerei hat, dem dürften die 21 kurzen Jagdkrimis von Markus Bötefür dennoch ein gewisses Vergnügen bereiten. Immerhin verrichten die gestandenen Waidmänner seiner Geschichten ihr Handwerk gewissermaßen auf kreative Art an ungewöhnlichem Wild. Dabei profilieren sich meist weder Opfer noch Täter als Sympathieträger.

Die dunkle Seite passionierter Jäger

Sorgfältige Planung und handwaidwerkliche Perfektion ist nicht immer der Garant für Erfolg. Es sind immer wieder Kleinigkeiten, Unbedachtheiten, die das mehr oder weniger blutige Werk misslingen oder gar auffliegen lassen. Gelegentlich spielen sogar Skrupel eine Rolle, insofern sorgt Markus Bötefür mit seinen Kurzkrimis immer wieder für Überraschungen. Dadurch, dass die Geschichten in ihren Abläufen ebenso wie die Protagonisten recht skurril daherkommen, heben sie sich vom klassischen Krimi ab.

Die Welt des Waidwerks

Dabei sind weder die Verhaltensweisen noch die Motive der Morde bzw. Mordversuche skurril, ebenso wenig die hinter den Taten stehenden Motive und Gefühle. Es ist eher die vermeintlich leidenschaftslose Beobachtung und Beschreibung der Rituale und des Selbstverständnisses der „Beständer“ und Hobbyjäger, der Eitelkeiten und Kränkungen, die nun mal Teil des geselligen Waidmannstreibens sind. Die Verwendung der jeweils waidmännischen „Fachbegriffe“ für im Grunde profane Verrichtungen wie das Klettern auf den Hochsitz, das Zerteilen des Wildes oder das Auslegen eines Köders verleiht den Geschichten gerade in Zusammenhang mit den Morden aus niederen Beweggründen einen besonderen Reiz.

Ein gepflegtes Waidmannsheil

Wenn man will, ist das Buch schnell gelesen, denn die Geschichten fesseln und machen es dem Leser schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Dennoch sollte man sich bei der Lektüre Zeit lassen, zwischen den einzelnen Krimis Pausen einlegen und die Ereignisse, Persönlichkeiten, Gefühle und den dezenten Humor des Autors auf sich wirken lassen. Wer danach einem Grünkittel bei einer Wanderung im Wald begegnet, dürfte selbst dann, wenn der freundlich grüßt, seinen Weg mit gemischten Gefühlen und vielleicht ganz eigenen skurrilen Gedanken in Richtung Waldgasthaus fortsetzen – beispielsweise über den Begriff Jägerschnitzel.

Markus Bötefür: Bärendienst. 21 mörderische Geschichten. Omnio 2021. Taschenbuch, 143 Seiten.

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