Eigentlich habe ich
für die Aufzählung in der Überschrift die falsche Reihenfolge gewählt,
umgekehrt wird ein Schuh draus. Aber Pöttchen, Jokes und Terrier klingt einfach
glatter. Tatsächlich sind es jedoch die Zwerge
mit Löwenherz, die Yorkshire-Terrier, die mir als erstes einfallen, wenn
ich den Namen Carmen Bauer höre. Und dann ist da ihre nordirische Wahlheimat,
die sich nicht nur durch eine wunderschöne Natur, sondern auch durch offene und
humorige Menschen auszeichnet. Carmen Bauers Jokes and more from Ireland lassen nicht nur das anglophile Herz
höher schlagen. Und neuerdings hört man immer öfter von einem gewissen
Pöttchen. Nein, das ist keine kleine Kaffeetasse, sondern ein ausgewachsener
Lehrer, der Protagonist in Carmen Bauers Jugendbüchern.
Kulturstrom: Wenn Sie
über Yorkies oder Jokes, über Wanderungen durch Ihre Wahlheimat oder philosophische
Ausflüge schreiben, dann ist Ihr persönlicher Bezug immer recht
nachvollziehbar. Beim Pöttchen sieht das ein wenig anders aus. So haben Sie auf
der Carmen Bauer- Homepage zwar ihre Motivation zum Schreiben der Pöttchengeschichten
offengelegt, ich werde aber den Verdacht nicht los, dass den Büchern
möglicherweise auch eigene Jugendsünden zugrunde liegen könnten.
C. Bauer: Ja, das
ist nicht so ganz verkehrt. Ich habe noch Aufzeichnungen aus meiner eigenen
Jugendzeit und diese liegen meinen Manuskripten für die Pöttchenbücher
zugrunde. Einen Teil der Manuskripte habe ich schon vor sehr vielen Jahren
geschrieben. Da gab es noch gar keine Computer, Handys oder Tablets. Kinder
haben stattdessen noch an der Haustür geklingelt und gefragt, ob man zum
Spielen runter auf die Straße kommt. Beim Überarbeiten meiner alten Texte war
ich mir unsicher, in welcher Zeit ich das Ganze spielen lassen sollte. Wenn ich
alles in die Moderne transferiert hätte, hätten manche Szenen gar keinen Sinn
mehr ergeben. Einer der 24 Akteure, Plonk z.B. rennt ja immer mit einem
Kassettenrekorder herum. Damit kann man viel mehr machen als z.B. mit einem
iPhone, nämlich ganze Partys veranstalten, oder Pöttchen einen Streich spielen,
oder Gespräche zwischen den Entführern aufnehmen. Überhaupt, ich weiß nicht,
wie ich die Kommunikation zwischen den Jugendlichen z.B. mit einem Handy hätte
darstellen sollen. Wenn man seine eigene Jugendzeit mit all seinen Streichen
und Erlebnissen vor Augen hat, dann wirken Handys eher „unlebendig“ – man kommuniziert
ja mit einem Gerät und nicht mit einem Menschen. Also fasste ich dann nach
reiflicher Überlegung den Entschluss, Vieles so zu lassen, wie ich es schon vor
etlichen Jahren geschrieben hatte. Man muss nicht immer und ständig alles bis
ins Detail der Moderne anpassen. Und ein klein wenig verbinde ich damit die
Hoffnung, dass Kinder wieder lernen, was zusammen spielen bedeutet.
Kulturstrom: Ihre große
Leidenschaft haben Sie nach Ihrem Umzug nach Nordirland gefunden. Dabei meine
ich nicht Ihren Mann, der ja wohl Anlass für den Umzug war. Ich meine auch
nicht die eindrucksvolle Natur der Insel, sondern jene winzigen Hunde, die ihre
körperliche Zerbrechlichkeit durch jede Menge Mut und Charakter ausgleichen.
Als Sie mit den Yorkies konfrontiert wurden haben Sie sich recht schnell gegen
den ursprünglich angedachten Dackel entschieden, obwohl Sie die Zwerge ja erst
im Laufe der Jahre richtig kennengelernt haben. Warum eigentlich?
C. Bauer: Stimmt!
Das habe ich auch in meinen beiden Büchern über meine Yorkies erklärt. Anfangs
wusste ich ja noch nicht einmal, dass es sich um Yorkshire Terrier handelte.
Wie kleine Teddybärchen sahen sie aus. Aber nicht nur das – sie brachten und
bringen mich jeden Tag zum Lachen. Es wird nie langweilig mit diesen
possierlichen Kerlchen. Das mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass die
Yorkies Haare haben, die wie beim Menschen ständig wachsen. Dadurch verändert
sich auch ihr Aussehen. Die meisten Menschen kennen Yorkshire Terrier nur mit
einem Schleifchen am Kopf. Meine Crumbells (das ist der Zwingername) toben hier
überall in der Natur herum – lange Haare und Schleifchen würden da nur stören.
Ein ganz großer Vorteil dieser Hunderasse ist übrigens, dass
sie nicht, wie andere Tiere, haaren. Ich bin gegen Tierhaare allergisch und hätte
von daher auch mit einem Dackel große Schwierigkeiten gehabt. Vielleicht sollte
ich noch erwähnen, dass meine Schwiegereltern über fünfzig Jahre lang Yorkshire
Terrier gezüchtet hatten. Elisabeth Taylor kam seinerzeit eigens aus den USA
angereist, um zwei Crumbells zu kaufen. Mein Schwiegervater, den ich leider nie
kennengelernt habe, verstarb vor etlichen Jahren und meine Schwiegermutter ist
über 90 Jahre alt und lebt in einem Pflegeheim, weil sie Alzheimer hat. Die
ganze Hundezucht wurde deshalb vor einigen Jahren schon aufgelöst und ich hatte
damals zwei Hunde, nämlich Jack und Susi, übernommen. So bin ich ja doch
eigentlich auf den Hund gekommen.
Kulturstrom: Nun sind es
schon zwei Yorkie-Bücher geworden worin unterscheiden die sich eigentlich?
C. Bauer: Das
erste Buch ist eher ein Ratgeber, für solche Menschen, die mehr Sicherheit im
Umgang mit ihrem Yorkie haben wollen. Das zweite Buch beinhaltet
Kurzgeschichten, Erlebnisse mit meinen Zwergen hier in Nordirland. Der Ratgeber
ist entstanden, weil ich damals bei meinen ersten Yorkshire Terriern selbst Rat
suchte, wie ich diese kleinen Wesen am besten behandele. Als Kind hatten wir
einen Schäferhund – das ist ganz etwas anderes als so ein Winzling. Ich hatte
mich anfangs durch eine Fülle von (englischen und deutschen) Büchern gewälzt,
um in Erfahrung zu bringen, was speziell diese kleinen Hunde brauchen und was
sie mögen. Am Ende war ich sehr enttäuscht, denn keines dieser Bücher konnte
mir auf diese Frage Antworten bieten. Nachdem ich mir dann viele Informationen
über diese Hunderasse aus dem Internet und in Gesprächen mit anderen
Yorkie-Besitzern zusammengesucht hatte, beschloss ich, daraus ein Buch zu
machen. Ich dachte mir, wenn es mir so geht, dass ich keine brauchbaren
Informationen über meine Hunde in den gängigen Büchern finde, dann geht es
anderen Menschen bestimmt auch so. Na ja, der Erfolg meines Buches gibt mir da
ja auch recht.
Das zweite Buch war eine spontane Entscheidung aus dem Bauch
heraus gewesen. Ich hatte eigentlich gar nicht vorgehabt, noch einmal ein
Yorkie-Buch zu schreiben. Aber so viele Menschen hatten mich dazu ermutigt,
dass ich mich freute, ein weiteres Buch über meine Crumbells zu
veröffentlichen. Das sind überwiegend Erlebnisse mit meinen Lieblingen, Spaziergänge
und Touren hier in Nordirland, die ich zum Teil auf meinem Blog beschrieben hatte.
Ich wollte und will damit auch verdeutlichen, dass diese Winzlinge im Prinzip
ganz normale Hunde sind, mit denen man alles Mögliche unternehmen kann.
Leider ist während der Veröffentlichung dieses Buches mein
geliebter Hund Jack gestorben, so dass es garantiert keine weiteren Bücher über
die Crumbells mehr geben wird. Wer mehr über die beiden Bücher wissen möchte,
kann gerne in einem der „Flippbücher“
oder auf meiner persönlichen Homepage stöbern.
Kulturstrom: Zwei Bücher
sind auch von den Jokes auf dem Markt. Da steckt viel englischer oder irischer
Humor – ja welcher denn eigentlich -
drin? Gibt es da Unterscheidungsmerkmale? Können Sie da mal was zum
Besten geben und haben Sie selbst bestimmte Vorlieben?
C. Bauer: So ganz
genau kann ich auch nicht sagen, worin der Unterschied zwischen dem englischen
und dem irischen Humor besteht. Angeblich kommen die besten Witze aus Irland,
wobei es sich bei dem irischen Humor um sogenannten „Galgenhumor“ handelt.
Meine nordirischen Nachbarn und Freunde erklärten mir einmal, dass sie die
vielen Jahre des blutigen Bürgerkrieges nicht so unbeschadet überstanden
hätten, wäre ihr Humor nicht gewesen. Was mir immer wieder auffällt ist, dass
die Iren über sich selbst lachen – das ist mir sehr sympathisch – und dass sie
in jeder Situation etwas zum Lachen finden.
Als mein erstes Witzebuch fertig war, habe ich es Deutschen
und Iren zum Lesen angeboten. Die Deutschen – mit einigen wenigen Ausnahmen –
verzogen bei der Lektüre keine Mine. Die Iren waren ganz das Gegenteil. Ihr
Gesicht erhellte sich und sie lachten laut los. Ich habe es wirklich nie zuvor erlebt,
dass Menschen sich so über Witze freuen. Selbst
eine Zeitung in Belfast wurde auf mich
aufmerksam und schrieb einen Artikel über mich und mein Buch. Für mich war die
Zeit, in der ich mein erstes Witzebuch erstellte, eine wunderbare Zeit gewesen,
denn ich hatte sehr viel Spaß gehabt und so viel wie noch nie gelacht. Aber es
war auch ziemlich anstrengend, für 100 Seiten Witze zu finden, die auch in
Deutschland verstanden werden. Das war ja auch die ursprüngliche Idee gewesen,
weshalb ich inzwischen schon zwei Jokes Bücher veröffentlicht habe. In
Deutschland war ich so oft auf Witze in Englisch angesprochen worden, dass ich
schließlich meine gesammelten Witze in einem Buch herausbrachte. Mittlerweile habe
ich sogar genug Jokes, dass sie noch für ein drittes Buch reichen.
Ich habe ein „Flippbuch“ über meine Joke
Bücher gemacht. Da kann man auch ein paar Witze lesen und mehr über
die Bücher erfahren.
Für die Ungeduldigen unter Ihren Lesern hier schon mal eine
kleine Kostprobe:
Fairy
Godmother
An Englishman, an Irishman and a Scotsman were forced by a wicked witch to jump over a cliff but their fairy godmother obtained for them a concession that whatever word they spoke before they jumped they would land in.
'Feathers,' said the Englishman, and he landed on a nice soft bed of feathers.
'Cushions,' said the Scotsman, and he landed on a nice big soft cushion.
The Irishman ran up to the edge of the cliff, tripped, and, as he fell over he said, 'Oh shit.'
An Englishman, an Irishman and a Scotsman were forced by a wicked witch to jump over a cliff but their fairy godmother obtained for them a concession that whatever word they spoke before they jumped they would land in.
'Feathers,' said the Englishman, and he landed on a nice soft bed of feathers.
'Cushions,' said the Scotsman, and he landed on a nice big soft cushion.
The Irishman ran up to the edge of the cliff, tripped, and, as he fell over he said, 'Oh shit.'
Kulturstrom: Gibt es neben
Yorkies, Yokes und Pöttchen auch neue literarische Projekte, an die sie sich
demnächst gerne wagen würden?
C. Bauer: Ja,
mehrere sogar. Mein erster Roman ist zurzeit bei meiner Lektorin, Elsa Rieger.
Sie hilft mir dabei, dem Lesestoff, der mit vielen Rückblenden arbeitet, den
letzten Schliff zu geben. Vom Inhalt möchte ich noch nicht allzu viel
preisgeben. Es geht im Wesentlichen darum, dass die Hauptfigur Angelina, den
Verdacht hat, ihr Vater sei von seiner dritten Ehefrau (Angelinas Stiefmutter) umgebracht
worden. Auch wenn sich ihr Verdacht immer mehr erhärtet, kann sie es aber nicht
beweisen. Klarheit schafft erst ein Telefonat mit der Tochter des ehemaligen
Lebensgefährten der Stiefmutter. Dieser war ebenfalls viele Jahre zuvor unter
mysteriösen Umständen ums Leben gekommen.
Die Idee zu diesem Buch lag schon seit zwei Jahren mitsamt
Titel in meiner Schublade. Als ich vor ein paar Monaten damit anfing, das
Manuskript zu schreiben, stellte ich fest, dass demnächst ein Buch mit dem
gleichen Titel auf den Markt kommt. Um Verwechslungen zu vermeiden, habe ich
mich dann für einen anderen Titel entschieden: „Vatermorde und andere
Intrigen“, der mir allerdings nicht so hundertprozentig für meinen Roman
gefällt.
Unabhängig wie der Titel dann letztendlich sein wird, hoffe
ich, dass man mein neues Buch demnächst kaufen kann.
Ein Yorkie-Buch wird es nicht mehr geben, aber ich trage
mich mit dem Gedanken, ein Buch über unseren neuen Mitbewohner, das ist ein
Chihuahua-Rüde, zu schreiben.
Und last not least - ein drittes Pöttchenbuch ist auch schon
in Arbeit.
Kulturstrom: Frau Bauer, ich danke Ihnen für das Gespräch.
Kulturstrom: Frau Bauer, ich danke Ihnen für das Gespräch.
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