Sonntag, 14. Februar 2016

Verkannte Pioniere

Abenteurer/Erfinder/Visionäre

Verkannte Pioniere22 verkannte Pioniere präsentiert der Biograf Armin Strohmeyr in seinem Buch über Abenteurer, Erfinder und Visionäre. Wenn der Leser allerdings durchgehend unbekannte Namen und Schicksale erwartet, sieht er sich enttäuscht.

Das Spektrum der vorgestellten Erfindungen, Entdeckungen und Entwicklungen reicht vom Pockenschutz bis zum Laser, der Betrachtungszeitraum vom 18. Jahrhundert bis in unsere Zeit. Namen wie Edward Jenner, Gregor Mendel, Nikola Tesla oder Wilhelm Bauer tauchen auf und alles in allem finden sich für den Geschichts- und Technikinteressierten mehr bekannte als unbekannte Namen und Erfindungen. Und doch kann Armin Strohmeyr immer wieder mit interessanten und nicht unbedingt allgemein bekannten Informationen aufwarten.

Starke Erfinderinnen

Das liegt sicher auch daran, dass der Autor die Erfindungen aber auch das Schicksal des jeweiligen Erfinders in das zeitgenössische gesellschaftlich-wissenschaftliche Umfeld einbettet und damit Atmosphäre schafft. Und es ist nicht nur die Darstellung der Einzelschicksale, die dem Leser einen intellektuellen Gewinn bringen. Denn mit seinen Beispielen zeigt Strohmeyr auch, wovon der Erfolg oder Misserfolg eines Erfindergenies abhängt. Dazu gehören die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ebenso, wie die Persönlichkeit. So war es sicherlich nicht nur im 19. Jahrhundert schwierig für eine Frau, sich im Wissenschaftsbetrieb durchzusetzen, wie das Beispiel der Ada Byron-Lovelace, der Erfinderin der ersten Programmiersprache, zeigt. Auch Ilse Kober-Esser, die um ihre Erfindung des Massenausgleichs an Flügelrudern betrogene Flugzeugingenieurin ist ein Beispiel dafür.

Bedingungen für den Erfolg

Kluges Marketing, eine gewisse finanzielle Rückendeckung und ein gerüttelt Maß an Skrupellosigkeit kennzeichnen den erfolgreichen Erfinder. Nicht nur Gustav Weißkopf und de Affäre Wright oder Max Valier und Opel in Zusammenhang mit der Raketentechnik dokumentieren das. Aber wer letztendlich als „Erster“, als Erfinder oder Genie in die Geschichte eingeht, hängt auch von gewissen politischen Komponenten ab. So sind viele der österreichischen „Ersterfinder“, die mit ihren Ideen irgendwie untergebuttert wurden, im Rahmen aufkeimenden Nationalstolzes wiederentdeckt und posthum geehrt worden.

Entdecker für Entdecker

Zu entdecken gibt es in dem Buch so Einiges, sowohl was Entdeckerpersönlichkeiten als auch biografische und technische Hintergrundinformationen betrifft. Und das obwohl für die einzelne Persönlichkeit und ihre Erfindung, die in diesem Buch vorgestellt wird, kaum mehr als durchschnittlich 13 Taschenbuchseiten zur Verfügung stehen. In jedem Fall vermitteln die Geschichten interessante Einblicke, die weiterzuverfolgen sich im Einzelfall sicherlich lohnt. Eine entsprechende Auswahlbibliografie im Anhang ist dabei recht hilfreich.

Armin Strohmeyr: Verkannte Pioniere. Abenteurer, Erfinder, Visionäre.
Styria premium 2015. Taschenbuch 303 Seiten.

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