Sonntag, 14. Februar 2016

Gelbzahns Geheimnis

Ein Special Adventure der Warrior Cats

Wer die erste Staffel der Warrior Cats gelesen hat, kennt Gelbzahn, die mürrische, merkwürdige und ungepflegte Katze die, vom Chef des Schattenclans, Braunstern, verbannt, Zuflucht beim Donnerclan findet. Aber auch Gelbzahn hat ein Leben, das bereits vor der ersten Staffel beginnt. Und hier präsentiert sie sich nicht nur zunächst als ganz normales, freundliches und ehrgeiziges Katzenkind sondern auch der Schattenclan zunächst als eine sympathische und rührige Katzengesellschaft, die sich auch moralisch und mental nicht hinter den anderen Clans verstecken muss.


Dass Gelbjunges, das sich nichts sehnlicher wünscht, eine Kriegerin zu werden, eine besondere Gabe hat und schließlich den Weg der Heilerkatze beschreitet, ist natürlich keine Überraschung. Die Gabe – ein besonders intensives Mitgefühl - ist allerdings ein vor den anderen Katzen wohlgehütetes Geheimnis. Es ist ein konfliktreiches Leben zwischen dem Bedürfnis, dem Clan als Kriegerin Gelbzahn an der Seite ihres Freundes Fetzenpelz zu dienen und der Einsicht, zur Heilerin berufen zu sein. Diesen Konflikt muss die junge Katze am Ende allein bewältigen, weder ihr Freund, noch ihre Mentorin, die Heilerkatze Salbeibart, noch der Sternenclan sind dabei eine echte Hilfe. Beinahe zwangsläufig macht Gelbzahn Fehler, die nicht nur sie ihr Leben lang bereuen muss. Das eigentliche Geheimnis Gelbzahns und ihr größter Fehler führt zu ihrer Verbannung aus dem Schattenclan und den Ereignissen, die die Geschichten der ersten Staffel der Warrior Cats prägen.

Katzen mit Bestimmung haben es immer schwer

Wieder einmal ein packend geschriebenes Buch, das den Leser von Beginn an fesselt. Ähnlich wie bei Blausterns Prophezeiung bekommt die Protagonistin hier das Profil, das ihre Rolle und ihr Verhalten in der Staffel verständlicher und ihre Persönlichkeit begreifbarer werden lässt. Gelbzahns Geheimnis selbst ist dabei für die Staffelleser nicht unbedingt eine Überraschung, wohl aber die Geschichte, die dazu führte. Auch der Konflikt, den Gelbzahn als Katze mit Bestimmung bewältigen muss, ist nicht wirklich neu, auch (und nicht nur) Blaustern musste ähnliches durchmachen. Und wenn es in „Gelbzahns Geheimnis“ so aussieht, als trage die Schattenclankatze allein die Verantwortung für das Unheil, das über die Waldkatzenclans hereinbrach, so ist diese Sicht natürlich viel zu einfach.

Spannend aber ein wenig eindimensional

Ein wenig – und teilweise schon überraschend - einfach sind übrigens die anderen Hauptdarsteller gestrickt, jene Kater beispielsweise, die die unheilvolle Entwicklung aktiv gestalten und daher mitzuverantworten haben. Denn auch sie haben natürlich die gleiche Möglichkeit, sich gegen ihre vermeintliche Bestimmung zu entscheiden, oder Regeln nicht zu brechen, wie Gelbzahn. Der Mangel an emotionaler Tiefe der „Mitspieler“ führt leider auch dazu, dass die zweifellos originelle und im Grund sympathische Persönlichkeit Gelbzahns mangels geeigneter Partner nicht so entwickelt werden kann, wie dies möglich gewesen wäre. Trotzdem ist es nahezu unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, denn ihr Schreibhandwerk verstehen die Autoren der Warrior Cats nach wie vor hervorragend.

Erin Hunter: Warrior Cats. Gelbzahns Geheimnis. Belz&Gelberg 2015. Gebunden 545 Seiten

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