Sonntag, 14. Februar 2016

Das literarische Katzenbuch



Honoré de Balzac, E.T.A. Hoffmann, Elke Heidenreich und viele andere bekannte Literaten sind in Das literarische Katzenbuch mit Katzengeschichten, Märchen, Fabeln und Sagen vertreten. Viele davon sind sowohl dem Literatur- als auch dem Katzeninteressierten aus anderen Anthologien bekannt. Weniger häufig stößt der katzenaffine Leser in den einschlägigen Anthologien auf Autoren wie Robert Musil, Haruki Murakami oder Brigitte Kronauer. Sandra Schubert hat mit ihrem literarischen Katzenbuch keineswegs ein alternativloses Muss für Katzenfreunde geschaffen, ihre spezielle Auswahl und Zusammenstellung ist aber dennoch einen Blick ins Buch wert.


Da ist beispielsweise die seltsame Geschichte von H.P. Lovecraft Die Katzen von Ulthar, in der der Autor erzählt, warum die Bürger des besagten Ortes das Töten von Katzen für immer verboten. Oder die wenigstens ebenso merkwürdige Unterhaltung des Herrn Nakata mit den Katzen am Strand in der Geschichte Kafka am Strand von Haruki Murakami. Eine philosophische Katzenbeobachtung der besonderen Art präsentiert Brigitte Kronauer in ihrem Tagesablauf mit Unterbrechung und Gegner. Und nicht zuletzt Christa Reinigs Tod und Sterben, eine intensive, persönliche und gefühlvolle Schilderung des Sterbens einer Katze.

Viel spannende und weniger bekannte Katzengeschichten und . . .

Das literarische Katzenbuch von Sandra Schubert ist – neben den einigen der Originalwerke aus denen die Anthologien gemeinhin ihre die Geschichten entnehmen - die zehnte und aktuellste Sammlung von Katzengeschichten, die mein Buchregal inzwischen beherbergt. Und immer noch scheint der Fundus an Geschichten über die Samtpfoten nicht ausgeschöpft. Insofern hat das Zitat des französischen Schriftstellers Jean-Louis Hue „Das Tintenfass wird nie leer, wenn es darum geht, über Katzen zu schreiben“ auch bei diesem Buch seine Berechtigung. Hinter dieser Aussage versteckt sich allerdings auch ein gewisser Anspruch, dem das Buch in seiner Gesamtheit nicht unbedingt gerecht wird.

. . . ein wenig zu viel Bekanntes

Auch aus den vergangenen Jahrhunderten lassen sich in der Literatur Katzengeschichten finden, die trotz der inzwischen erschienenen zahlreichen Anthologien noch kaum bekannt sind. Insofern erscheint es nicht wirklich erforderlich, in einer neuen Zusammenstellung literarischer Katzengeschichten die bekannten Klassiker ständig wiederzukäuen. Die etwas ausschweifend erzählte Geschichte Gottfried Kellers Spiegel, das Kätzchen, die den Hintergrund des Sprichwortes „Der Katze den Schmer abkaufen“ erläutert, mag da noch angehen. E.A. Poes Der schwarze Kater oder Die Lebensansichten des Katers Murr erscheinen inzwischen jedoch ebenso verzichtbar, wie Der gestiefelte Kater. Eine noch stärkere Konzentration auf Unbekanntes und Neues aus der literarischen Katzenwelt wäre schön gewesen. Schlecht oder gar langweilig ist die Auswahl dennoch nicht und Das literarische Katzenbuch hat daher nicht zu Unrecht seinen Platz neben den anderen Anthologien in meinem Regal eingenommen.

Sandra Schubert: Das literarische Katzenbuch, marixverlag 2015, Leinen, gebunden, 320 Seiten

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