Mittwoch, 1. April 2015

Richard Wagner und der Bücherprinz


„Wagner von unten“, eine spannende Kulturinitiative

2013 feiern die Freunde Wagnerscher Opern den 200sten Geburtstag des politisch umstrittenen aber genialen Komponisten. Sein vierteiliger „Ring des Nibelungen“ gilt immerhin als größtes und komplexestes Werk der Musikgeschichte. Auch Ruprecht Frieling gehört – jenseits aller ideologischen Dispute - zu den Fans des opulenten Walkürendramas und leistet mit seinen Aktivitäten zum Wagnerjahr einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Werkes.

Begonnen hatte es mit der vierteiligen E-Book-Reihe „Der Ring des Nibelungen“, als Opernkrimi mit Original-Libretto (Gesangstexte), bestehend aus „Rheingold“, „Die Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“.
Wenn Ruprecht Frieling dort die Geschichte von Richard Wagners „Ring“  erzählt, dann springt dem Leser die Begeisterung bereits zwischen den ersten Zeilen an. Dann bekommt das optisch und akustisch Respekt einflößende, gewaltige und dem Zuhörer meist sprachlich unverständlich tosende Opus unter Frielings literarischer Umsetzung eine verblüffende Leichtigkeit. Die ersten beiden Teile von Frielings Opernkrimi habe ich an anderer Stelle folgendermaßen beschrieben:


„ . . .  das, was Frieling da wortstark und humorig beschreibt, ist immerhin Wagners Rheingold, landläufig im Ruf stehend, eine schwülstige elitäre Mythenschmiere, ein lautstarkes Musikspektakel mit dicken, in schrillen Tönen vibrierenden Walküren zu sein. Bei Frieling allerdings hüpfen knackige Mädchen in den Fluten des Vater Rhein herum und werden die göttlichen und riesigen, also mythologischen Protagonisten auf das zurechtgestutzt, was sie tatsächlich sind: machgierige, skrupellose Schlitzohren, die sich um den sagenhaften Goldschatz kloppen und darüber die Welt an den Rand des Abgrundes führen. Ja, auch für den, der die Story eigentlich kennt, erzählt sie Frieling in einer wunderbaren Frische, die sie in ganz neuem Licht erscheinen, und jenseits von allem National- und elitärem Kunstgedöns einfach Spaß machen lässt. . . . Da schmettern die Becken (des Orchesters!) während sich über das musikalisch ausgelebte lustvolle Treiben fülliger Protagonisten zum Glück für den Zuschauer zunächst Dunkelheit und schließlich der Vorhang senkt. Inhaltlich ist die Geschichte hammerhart. Mit Inzestösen Verhältnissen, massivem Ehekrach, Mord, Totschlag, Vertrauensbruch und Verbannung. . . . plötzlich findet sich der Leser mittendrin im Hojotoho! Hojotoho! Heiaha! Heiaha der Walküren, dem hemmungslos erscheinenden Tosen des Orchesters und den im Grunde unauflösbaren Gefühls- und Gewissenskonflikten der Götter und ihrer Helden. Das, was auf der Bühne so bedeutungsschwer, ehrfurchteinflößend und gewaltig daherkommt, wird durch das Buch zum köstlichen und unterhaltsamen Event. Und ganz am Rande lädt das Buch noch dazu ein, sich unabhängig von ideologischen Vorbehalten mit dem Inhalt der durchaus zum Nachdenken anregenden Story auseinanderzusetzen.“

Inzwischen hat Ruprecht Frieling die vier Teile des Opernkrimis zusammengefasst und als Komplettausgabe – allerdings ohne die Libretti -  als Paperback und E-Book veröffentlicht.

Der "Ring" als Buch, Ton- und Filmkonserve und mit Kaminski Live on Tour

Aber die Heranführung eines breiteren und jüngeren Publikums an das Wagnerepos mittels der ihm eigenen flotten, amüsanten und unterhaltsamen Schreibe ist nur der erste Schritt des kulturschaffenden Bücherprinzen, eher der erste Akt eines größeren Vorhabens zum Wagnerjahr. Dann nämlich wird er mit „Kaminski ON AIR“ auf Tour gehen. Der Schauspieler und Stimmenmorpher Stefan Kaminski hat seine ganz eigene Interpretation der Tetralogie, die Frieling mit dem jungen Schauspieler als Video und Hörspielbuch produziert hat. Die vier DVDs erscheinen im Januar in der Theateredition von BelAir und werden von Harmonia Mundi vertrieben. Die Audiobooks erscheinen bei Jumbo Neue Medien Hamburg. Sowohl die Video-DVDs als auch die Hörbuch-CDs gibt es einzeln und im Schuber.

Aber Kaminski ist mit seiner Ringinterpretation 2013 auch live in Deutschland und Österreich unterwegs, eben on Tour.  An jeweils vier Abenden pro Spielort gibt Kaminski die Ring-Teile unter anderem  im Deutschen Theater Berlin (Februar), dem Rabenhoftheater Wien (März), der Frankfurter Oper (Mai), dem Europasaal Bayreuth (August) und der Neuköllner Oper zum Besten. Wer sich unter einer „Ein-Mann-Oper“ à la Kaminski nichts vorstellen kann, sollte sich zur Einstimmung schon einmal den Trailer zur Kaminski-Produktion und die Making-ofs (MO) von Rheingold, die Walküre und Siegfried auf YouTube anschauen. Das MO von Götterdämmerung ist am 01.02.2013 online.

Mit Ruprecht Frieling hinter die Kulissen

Und was macht Ruprecht Frieling, wenn er mit Kaminski on Tour ist? Er moderiert im Anschluss an die einzelnen Veranstaltungen höchstpersönlich die Publikumsgespräche. Und er bietet dem Publikum die Möglichkeit, die Akteure vor und hinter den Kulissen hautnah kennen zu lernen und gemeinsam die einzelnen Folgen des „Ring“ zu diskutieren. Die jeweils aktuellen Auftrittstermine finden sich übrigens auf der Homepage von Kaminski ON AIR. Da ist durchaus noch Platz für weitere Veranstaltungsorte.


Und so stellt stellt der nordhessische Autor dieses Beitrags - der den Kulturschaffenden Ruprecht Frieling bereits im Rahmen eines Interviews im Online-Magazin GeschiMag vorgestellt hat - natürlich die Frage: Was ist eigentlich mit Kaminski on Tour in der Kultur-Weltstadt Kassel? Wäre nicht gerade ein Theater der Documenta-Stadt ein geradezu idealer Aufführungsort für den innovativen „Ring von unten“?
Das Ensemble, so Frielings Antwort, würde sehr gerne auch in einem geeigneten Theater in Kassel auftreten und ist für entsprechende Vorschläge, Ansprechpartner und Ideen offen (frieling@aol.com).

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